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Als Selbstständiger gesetzlich oder privat versichern?

08.08.2017 12:01

Selbstständige haben die Wahl zwischen einer privaten und einer gesetzlichen Gesundheitsvorsorge. Erfahren Sie mehr über die Alternativen.

 

Grundsätzlich besteht in Deutschland die Verpflichtung zum Abschluss einer Kranken- und Pflegeversicherung. Während bei angestellten Arbeitnehmern eine private Absicherung erst mit Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze möglich ist, haben Freiberufler und Selbständige häufig die Wahl zwischen einer gesetzlichen und privaten Absicherung.

 

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Selbstständige in der privaten Krankenversicherung

 

Selbstständige, die vor Beginn der selbstständigen Tätigkeit Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung GKV waren, haben bei der Existenzgründung die Wahl zwischen dem Verbleib in der GKV oder dem Wechsel zu einem privaten Versicherer. Waren die Gründer bereits vorher in der privaten Krankenversicherung PKV abgesichert, bleibt die Absicherung bestehen. Wer noch nie gesetzlich versichert war, muss zu Beginn der Selbstständigkeit eine private Vorsorge treffen.

 

Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung bemisst sich der Beitrag in der PKV nach:

 

  • dem gewählten Leistungsniveau
  • dem Alter des Versicherten
  • dem Gesundheitszustand.

 

Bei Abschluss einer privaten Krankenversicherung ist stets eine Gesundheitsprüfung erforderlich. Üblicherweise sind Gesundheitsfragen zu beantworten, unter Umständen kann auch ein ärztlicher Check-up verlangt werden. Vorerkrankungen können zu Leistungsausschlüssen oder Beitragserhöhungen führen. Ideal ist die private Krankenvollversicherung daher besonders für junge und gesunde Gründer, die von günstigen Einstiegsbeiträgen profitieren.

Existenzgründer entscheiden sich häufig für Einsteigertarife der privaten Versicherungsanbieter, die neben einer soliden Gesundheitsabsicherung mit attraktiven Konditionen punkten. Hat sich das Geschäft entsprechend entwickelt und die Einnahmen steigen, ist der Wechsel in eine leistungsstärkere Tarifvariante jederzeit möglich.

 

Der Abschluss einer privaten Krankenversicherung

 

Bevor Sie sich für einen PKV-Anbieter entscheiden, sollten Sie die Tarife und Services der einzelnen Versicherungen genau vergleichen. In der Regel gilt die Wahl für einen bestimmten Versicherer für einen sehr langen Zeitraum oder sogar den Rest Ihres Lebens und sollte daher wohl überlegt sein. In erster Linie kommt es natürlich auf die Beitragshöhe und die Leistungen an. Einige Anbieter überzeugen mit wertvollen Assistance-Leistungen wie einer Hotline für ärztliche Fragen oder Unterstützung bei der Facharztsuche – hier kommt es auf Ihre individuellen Anforderungen an. In der PKV gelten bestimmte Wartezeiten bis Leistungen in voller Höhe abgerufen werden können. Durch die Entscheidung für einen Selbstbehalt nehmen Sie als Freiberufler oder Selbstständiger Einfluss auf die Beitragshöhe. Im Leistungsfall zahlen Sie zunächst die vereinbarte Selbstbeteiligung aus eigener Tasche, wird der Betrag überschritten, übernimmt der Versicherungsanbieter die Kosten. Es gilt: Je höher der Selbstbehalt, desto günstiger der monatliche Beitrag. Für Selbstständige kann die Vereinbarung einer höheren Eigenbeteiligung vorteilhaft sein: Da sie die Beiträge anders als angestellte Arbeitnehmer, die einen Arbeitgeberzuschuss erhalten, allein zahlen, ist ein höherer Selbstbehalt sinnvoll. Selbstständige und Freiberufler zahlen monatlich günstige Beiträge und müssen lediglich im Krankheitsfall den Selbstbehalt übernehmen.

 

Krankentagegeldtarife für Selbstständige

 

Bei Selbstständigen und Freiberuflern ist das Risiko eines Verdienstausfalls bei einer länger andauernden Krankheit hoch. Sehr wichtig ist daher die Vereinbarung einer Krankentagegeldversicherung, bei einigen Tarifen ist das Krankentagegeld auch bereits in den vertraglichen Leistungen enthalten. Die Höhe des Krankentagegeldes legen Versicherte individuell auf Basis des durchschnittlichen Einkommens fest.

 

Selbstständige in der gesetzlichen Krankenversicherung

 

Selbstständige und Freiberufler können sich unter bestimmten Bedingungen für den Verbleib in der GKV entscheiden. Das ist möglich wenn

 

  • in den vorangegangenen zwölf Monaten ohne Unterbrechung eine GKV-Absicherung bestand oder
  • in den letzten fünf Jahren eine Mitgliedschaft in der GKV von mindestens 24 Monaten bestand.

 

Die Beiträge richten sich in der gesetzlichen Versicherung nach dem Einkommen. Als Selbstständiger sollten Sie bedenken, dass Sie keinen Arbeitgeberzuschuss erhalten, sondern die kompletten Kosten allein tragen. Die Kosten werden auf Basis des letzten Einkommensteuerbescheides kalkuliert. Da dieser zu Beginn der Existenzgründung noch nicht vorliegt, reicht den meisten Versicherern zunächst eine Prognose über das zu erwartende Einkommen. Zeigt sich bei einer späteren Prüfung, dass der Versicherte zu geringe Beiträge entrichtet hat, werden diese nachträglich korrigiert und eine Nachzahlung wird fällig. Zu viel gezahlte Beiträge erstatten die Kassen nicht zurück. In der Regel zahlen Selbstständige den Höchstbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung, da sie mit ihrem Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze liegen.

 

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Wann sich die GKV für Selbstständige lohnt

 

Höchstbeiträge machen die Mitgliedschaft in der GKV für Selbstständige oft unattraktiv. In bestimmten Fällen lohnt sich jedoch der Verbleib in der gesetzlichen Kasse, etwa wenn

 

  • weitere Familienmitglieder im Rahmen der Familienversicherung abgesichert werden sollen oder
  • bei Versicherten mit Vorerkrankungen, die in der PKV mit Beitragsaufschlägen rechnen müssen.

 

Selbstständige, die Ehegatten und Kinder zusätzlich absichern, sind in der Regel mit einem Verbleib in der GKV gut beraten, da bei einem privaten Anbieter für jedes Familienmitglied ein einzelner Vertrag abgeschlossen werden müsste. Ältere Versicherte, die erst spät den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, zahlen unter Umständen hohe Beiträge bei einem privaten Anbieter, hier sollte im Einzelfall genau geprüft werden. Stiftung Warentest rät beim Verbleib in der gesetzlichen Versicherung zum Abschluss von Zusatzversicherungen.

 

Fazit:

 

  • Junge und gesunde Selbstständige können von einer privaten Krankenvollversicherung profitieren.
  • Ein höherer Selbstbehalt sorgt für moderate Beiträge.
  • Wichtig ist ein Krankentagegeld, um den Verdienstausfall abzusichern.
  • Für ältere Versicherte und Familien ist die gesetzliche Absicherung oft die bessere Wahl.

 

Sind Sie als Selbstständiger privat oder gesetzlich versichert? Hat sich ein Wechsel für Sie angeboten oder denken Sie darüber nach? Lassen Sie andere Leser gerne an Ihren Überlegungen teilhaben.

 

Dieser Artikel ersetzt keine Versicherungsberatung. Die Blogredaktion übernimmt damit keine Gewähr und/oder Haftung für die Vollständigkeit und Aktualität sowie Richtigkeit der Inhalte und Darstellungen. 

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